Pflegeportal Weser-Ems: Freie Pflegeplätze bald digital einsehbar
Georgsmarienhütte. Freie Pflegeplätze sind im Osnabrücker Land künftig über das Pflegeportal Weser-Ems online abrufbar. Mit dem Weser-Ems weiten Pflegeportal, an dem der GewiNet Kompetenzzentrum Gesundheitswirtschaft e.V. beteiligt ist, soll Nutzern und Nutzerinnen die Suche nach freien Pflegeplätzen erleichtert werden. Das Portal soll im Frühjahr starten. Das Projekt wird vom niedersächsischen Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung gefördert. „Das Projekt ist ein viel versprechender Ansatz, wie wir mehr soziale Daseinsvorsorge im Land sichern. Ich wünsche der Initiative viel Erfolg“, sagte Ministerin Birgit Honé innerhalb der Auftaktveranstaltung mit den kommunalen Akteuren und Akteurinnen.
Projektteam Pflegeportal: v.l.n.r. Maren Konersmann (Projektleitung), Lars Kaulich (Projektmitarbeiter), Barbara Raude (Projektleitung)
Das Portal bietet erstmals eine gemeinsame Lösung mit den Anwendern „Kliniken“, „Pflegeeinrichtungen“ und „Betroffenen“, das allen Beteiligten gerecht wird. Dass den beteiligten Einrichtungen ein gemeinsames Portal für die Region äußerst wichtig ist, ergab im September 2020 eine Umfrage, an der sich 118 Einrichtungen beteiligten. 92 Prozent von ihnen betonten die Bedeutung eines solchen Angebotes.
Die Initiative für das Online-Portal ging von der Arbeitsgemeinschaft der Landkreise und kreisfreien Städte in Weser-Ems aus, an der auch Stadt und Landkreis Osnabrück beteiligt sind.
So können sich Suchende über das Portal künftig freie Pflegeplätze anzeigen lassen und mit den Einrichtungen Kontakt aufnehmen. „Das erspart das bisherige aufwändige Abtelefonieren“, sagt Barbara Raude, Projektleitung im Pflegeportal Weser-Ems bei GewiNet. Möglich werde die direkte Kontaktaufnahme durch wahlweise Verlinkungen der rund 550 Pflegeeinrichtungen aus dem Weser-Ems-Gebiet.
Das Portal bietet sowohl eine rasche Auskunft für Betroffene über die Basissuche, als auch einen Expertenbereich für Fachnutzer und -nutzerinnen, wie die Senioren- und Pflegestützpunkte oder das Entlassmanagement der (Reha-) Kliniken, durch z.B. den Sozialdienst.
Innerhalb der Basis-Suchmöglichkeiten für Betroffene und deren Angehörige, Ärzte oder Rettungsleitstellen gilt: Hier werden mit wenigen Angaben Einrichtungen mit freien Plätzen innerhalb eines gewählten Umkreises angezeigt, diese können durch Angabe der Kontaktmöglichkeiten von der betroffenen Person telefonisch erreicht werden. „Das Portal ersetzt nicht das Gespräch zwischen Betroffenem und Einrichtung“, sagt Maren Konersmann, Projektleitung im Pflegeportal Weser-Ems bei GewiNet: „Es erleichtert jedoch das Finden eines Kurz- oder Langzeitpflegeplatzes auch für Bürger und Bürgerinnen“.
Pflegeeinrichtungen können über das Portal freie Plätze melden. Es gibt auch die Möglichkeit eine Schnittstelle zum Belegmanagement der Pflegeeinrichtungen einzurichten. Somit findet eine automatische Rückkopplung der Systeme untereinander statt und Pflegeeinrichtungen wird die doppelte Eingabe durch manuelles Einstellen von freien Kapazitäten erspart. Das führt zu einer zeitlichen wie personellen Erleichterung und bietet zusätzlich eine optimierte Belegung innerhalb der Einrichtungen. Das betonte auch Volker Wördemann, Qualitätsmanager bei der Reisener-Pflege Unternehmensgruppe an der Auftaktveranstaltung zum Pflegeportal Weser-Ems: „Einrichtungsleitungen der Pflegeheime erhielten täglich bis zu 10 Anrufe, obwohl sie über längere Zeit keinen freien Platz in ihrer Einrichtung hatten“.
Auch (Reha-) Kliniken profitieren durch das Pflegeportal. Durch Einstellen des jeweiligen Patientenprofil mit spezifischen, anonymisierten Kriterien wie eine bestehende Demenz oder den Bedarf an palliativer Versorgung, bietet das Pflegeportal die Möglichkeit einen geeigneten Pflegeplatz für den Betroffenen/ die Betroffene zu finden.
Regine Harms, Leiterin des Sozialen Dienstes im Pius-Hospital, Oldenburg freut das: „Mit einer elektronischen Plattform werden Krankenhäuser bei der Suche nach geeigneten Pflegeplätzen unterstützt, was zu einer Arbeitsentlastung führt. Wichtig ist uns dabei, dass es sich um eine ergänzende Hilfe für den ersten Schritt der Pflegeplatzsuche handelt, ein Gespräch für individuelle Absprachen mit der nachversorgenden Einrichtung wird nach wie vor von uns persönlich geführt“, berichtet sie: „Bisher rufen Mitarbeiter der Krankenhaussozialdienste täglich mehrfach alle Heime oder Pflegedienste in der Region an, was auch für die angefragten Einrichtungen belastend ist. Über solch eine Plattform findet eine Vorauswahl statt und wir sprechen nur noch mit den Einrichtungen, die auch Kapazitäten für neue Patient(inn)en haben. Eine win-win-Situation“.
Das sehen Angehörige ähnlich: Sie wünschen sich wie Frau Kaulich aus Osnabrück oft einen Pflegeplatz in der Nähe. Ohne eigene Initiative wäre ihr einer im benachbarten NRW zugewiesen worden, sagt sie, ein unzumutbar weiter Weg. Durch ihr eigenes Anfragen konnte sie nun einen in der Nähe finden – ein Heim, das ihren Vater für die Kurzzeitpflege sowie auch den weiteren Aufenthalt aufnahm. Eine Pflegeplattform könne die aufwendige Suche einfacher gestalten, erläutert sie. Denn wenn die Kurzzeitpflege nach 14 Tagen zuende sei, stehe man wieder vor dem Suchproblem eine geeignete Fortführung der Pflege zu finden. Das müsse nicht sein.
Das neue System werde Abhilfe schaffen, bestätigt Maren Konersmann: „Im Ergebnis soll durch das Portal größtmögliche Transparenz geschaffen und die oft sehr zeitintensive Pflegeplatzsuche deutlich vereinfacht und verkürzt werden.“ „Die Besonderheit des Pflegeportals Weser-Ems, alle Beteiligten zusammenzubringen und zusätzlich die Kommunen als vermittelnde Instanz zu integrieren, ist einmalig“, so Barbara Raude.