Thema BEM insbesondere durch Corona verstärkt im Vordergrund der BGM-Beauftragten
Das dritte von GewiNet e.V. organisierte Netzwerktreffen 2022 fand am 15.12. in den Räumlichkeiten der Ingenieurplanung Wallenhorst (IPW) statt. Inhaltlich wurde die Bedeutung der Netzwerkarbeit für das erfolgreiche Vorgehen im Betrieblichen Eingliederungsmanagement (BEM) herausgestellt.
v. l. Lydia Gnida (GewiNet), Marius Sobkowiak (IPW), Helga Hudler (KMB)
Zu Beginn erhielten die Teilnehmenden einen Einblick in das Unternehmen IPW – ein Planungsbüro für interdisziplinäre Projekte im Bereich der Infrastruktur. Die Ausführungen zum dortigen Vorgehen im Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) ließen die ZuhörerInnen nicht schlecht staunen. Herr Marius Sobkowiak (Geschäftsführer IPW) beschrieb eine BGM- Strategie, wie sie sonst in Fachbüchern zu finden ist. Seiner Meinung nach führt aber insbesondere das Zwischenmenschliche in diesem Handlungsfeld zum Erfolg. Die Orientierung an „Vertrauen und Spaß“ und das Motto „Gesunde Mitarbeiter = Gesundes Unternehmen“ verhelfen Herr Sobkowiak eine Arbeitsatmosphäre und -kultur zu schaffen, die zu einer starken Mitarbeiterbindung und hohen Mitarbeiterzufriedenheit bei IPW führt.
Im Anschluss löste bereits die erste Frage der Referentin Helga Hudler (KMB GbR Bildung & Beratung) eine Diskussion aus. Denn „Wie viel % der Berechtigten ein Angebot zum BEM erhalten“, sollte laut einigen Teilnehmenden selbstverständlich bei 100 liegen. Frau Hudler lenkte hier ein: „Der Erfolg zeige sich nicht in erster Linie in der Angebots-, sondern vielmehr in der Annahmequote und somit in den aktiv durchgeführten Gesprächen zur Wiedereingliederung“. Damit wird deutlich, dass Vertrauen eine wichtige Voraussetzung für das BEM ist. Auch im weiteren Verlauf wurden die Daten und Fakten von der Referentin präzise ins richtige Licht gerückt und mit Handlungsvorschlägen ergänzt.
Nicht nur der Vortrag, sondern auch die Zwischengespräche zeigten zudem, dass BEM-Beauftragte vor neuen Herausforderungen stehen. Insbesondere neue Arbeitsformen, die während Corona durch mehr Homeoffice charakterisiert waren, tragen zu ausgeprägten – vornehmlich psychischen – Belastungen bei. Die jüngsten Ereignisse nehmen auch Einfluss auf die Art und Weise der Wiedereingliederung. Bei Long COVID zum Beispiel wechseln sich „gute“, also nahezu beschwerdefreie Zeiten, mit weniger guten Zeiten ab, in denen die Mitarbeitenden stark belastet sind. Die klassischen Modelle des Eingliederungsmanagement kommen in diesen Fällen an ihre Grenzen. Daher müsse auch das Verständnis im Team für die Symptomatik der Erkrankten und das Vorgehen im BEM geschärft werden, so die Expertin. Insgesamt stelle sich der persönliche Kontakt bei BEM-Maßnahmen als besonders wichtig und zielführend heraus.
In der offenen Diskussionsrunde erzählten die Teilnehmenden von geringen Ressourcen für BGM und BEM sowie von überfordernden Einzelfällen. Die Gespräche zeigten, dass der Erfahrungsaustausch nicht nur im BEM-Vorgehen notwendig ist, sondern auch bei den BEM-Verantwortlichen untereinander. Allerdings sind Beauftragte im Unternehmen oft auf sich allein gestellt. Diesen Bedarf möchte GewiNet angehen und den Austausch unter BEM-Verantwortlichen in regelmäßigen Treffen ermöglichen. Eine erste Idee ist, ein neues Netzwerk mit kollegialer Fallberatung zu konzipieren. Die Umsetzungsstrategie ist bereits in Arbeit. Mit einer informellen Bedarfserhebung zur Qualifizierung wurden weitere Ansatzpunkte aufgedeckt, denen GewiNet nachkommen möchte. Wir halten Sie gerne weiterhin auf dem Laufenden und informieren Sie über unsere neuen Angebote.