Osnabrück. „Finden und Binden“ von Mitarbeitern: Dies ist eine der zentralen Herausforderungen im Pflegebereich. Unterstützung bei dieser Aufgabe bietet der Landkreis Osnabrück gemeinsam mit dem GesundheitsCampus Osnabrück und dem GewiNet Kompetenzzentrum Gesundheitswirtschaft. Die Gewinnung von Personal stand daher auch im Mittelpunkt einer Fachveranstaltung, die in der Hochschule Osnabrück stattfand. Die Organisatoren hatten die Niedersächsische Sozialministerin Daniela Behrens als Schirmherrin gewinnen können.
Wollen dazu beitragen, den Pflegeberuf attraktiver zu machen (hinten von links): Andreas Bertram (Hochschule Osnabrück), Pflegepionierin Melanie Philip, Susanne Steininger (MaßArbeit), Ulrich Kruthaup (Blomberg Klinik), Lars Hellmers (MaßArbeit), Marion Bley (GewiNet), Annemarie Fajardo (Bundesverband Pflegemanagement), Michaela Evans (Westfälische Hochschule Gelsenkirchen), Mareike Himmelreich (Geschwister-Scholl-Oberschule Bad Laer) und Andrea Hildner (GewiNet) sowie vorne Michael Böckelmann (GewiNet) und Landrätin Anna Kebschull.
Foto: Landkreis Osnabrück/Henning Müller-Detert
„NIK – so lautete das Motto der Veranstaltung, das die Kurzform für „Netzwerken, Informieren & Kooperieren“ ist. Diese richtete sich an die regionalen Einrichtungen der Pflegelandschaft, die die Organisatoren noch stärker in ein gemeinsames Netzwerk einbinden möchten, um wiederum Strategien zu entwickeln, wie Fachkräfte gewonnen werden können. Diesen Gedanken griff Anna Kebschull in ihrem Beitrag auf: „Wichtig ist vor allem, den jungen Menschen auch im Rahmen von Öffentlichkeitsarbeit die Attraktivität des Pflegeberufes zu vermitteln. Wir müssen weg von den Stereotypen und den Fokus auf Chancen und die Sichtbarmachung guter Arbeit durch Best-Practise-Beispiele legen. Gleichzeitig ist eine Entlastung des Systems dringend notwendig z.B. auch durch den Einsatz von multiprofessionellen Teams.“, sagte die Landrätin. Zuvor hatten Hochschulpräsident Andreas Bertram und Michael Böckelmann (Erster Vorstandsvorsitzender GewiNet und Geschäftsführer der Schüchtermann-Schiller´schen Kliniken) die Veranstaltung eröffnet. Ziel sei es, „den regionalen Austausch zur Weiterentwicklung der Gesundheitswirtschaft und der Gesellschaft aktiv anzuregen“, leitete Bertram die Fachveranstaltung ein. „Ein wichtiger Baustein als Garant, stellt der Austausch und die Zusammenarbeit vieler Beteiligter aus der Pflegelandschaft dar. Einige Beteiligte haben heute den Weg hierher auf sich genommen, um den Dialog rund um die Herausforderungen der Fachkräfteengpässe weiter zu fördern“, sagte Böckelmann. Abgerundet wurde die Begrüßung durch eine Videobotschaft von Schirmherrin Behrens: „Ich freue mich, dass sie das wichtige Thema Pflege heute aufgreifen, und ich bedanke mich auch dafür, dass ich Ihre Schirmherrin sein darf. Und gerade weil mir das Thema Pflege sehr am Herzen liegt, habe ich diese Schirmherrschaft sehr gerne übernommen“, sagte die Ministerin.
Die Veranstaltung umfasste auch zwei Expertentalks. Annemarie Fajardo (stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Pflegemanagement und Vize-Präsidentin des Deutschen Pflegerats) befasste sich mit dem Thema „Finden von Personal“. Michaela Evans (Direktorin des Forschungsschwerpunktes „Arbeit und Wandel“ am Institut Arbeit und Technik der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen) stellte das Binden in den Vordergrund. So unterstrich Fajardo, dass das Thema Führungsverhalten für das Finden von Personal eine entscheidende Rolle darstelle. Zugleich seien die Anforderungen an Führungskräfte aber so hoch, dass sie etwa durch eine 460-stündige Weiterbildung zur Leitenden Pflegefachkraft unter den bestehenden Gegebenheiten immer weiter lernen müssten. Evans betonte, dass die Einrichtungen besser darin unterstützt werden müssten, eine Führungskultur zu entwickeln. Dazu gehörten auch mehr Wertschätzung und mehr Mitgestaltung. Weiterhin wurde mit Ulrich Kruthaup (Geschäftsführer Blomberg Klinik GmbH) auch ein Best Practice Beispiel aus der Region vorgestellt, denn die Einrichtung hat bereits mehrere Auszeichnungen, darunter „Bester Arbeitgeber Pflege 2021“, erhalten. Kruthaup erläuterte die aus seiner Sicht entscheidenden Faktoren. Diese seien lebenslanges Lernen, familienorientierte Unternehmensführung, Fort- und Weiterbildung sowie betriebliches Gesundheitsmanagement. Sein Appell: „Lassen sie uns anfangen es anders zu machen.“
Die Gewinnung von Personal steht auch im Mittelpunkt des Projekts „Finden und Binden – Nachwuchsförderung in der Pflege“, welches laut Andrea Hildner (Projektleitung GewiNet) bis März 2023 weitergefördert wird. Die Projektverlängerung soll genutzt werden, um bisherig durchgeführte Maßnahmen zu verstetigen. Dazu gehört, weitere Kooperationen zwischen Schule und Wirtschaft zu initiieren und die Schulbesuche anhand von Azubis aus der Pflege weiter auszubauen.
Expertentalk: Moderatorin Pflegepionierin Melanie Philip, Bildmitte, Michaela Evans (Westfälische Hochschule Gelsenkirchen),rechts und Annemarie Fajardo (Bundesverband Pflegemanagement), links
Foto: GewiNet e.V